Abstract

Die Informationsgesellschaft wird uns als eine offene Gesellschaft freier Informationsflüsse versprochen, in der die schnelle und umfassende Verfügung über Informationen nicht nur die Produktivität steigert, sondern auch Freiheit und Demokratie vermehrt. Mit solchen Traumbildern werden Miliardeninvestitionen in die umfassende Nutzung der Informations- und Kommunikations- (IuK-) Technik gerechtfertigt. Wer berücksichtigt jedoch dabei, in welchem Maße die Gesellschaft von dem Funktionieren von Technik-Systemen abhängig wird und ihre Verletzlichkeit dadurch ansteigt? Welche Katastrophen sind zu erwarten, wenn die "Nervenzentren" und "Nervenbahnen" einer IuK-gestützten Warenwirtschaft und des mit ihr vernetzten elektronischen Zahlungsverkehrs ausfallen? Was bedeutet der Ausfall von Computersystemen, wenn von ihnen die Produktionssteuerung, die Energieversorgung, die Verkehrslenkung, die Medien, wissenschaftliche Organisationen, die medizinische Versorgung, die staatliche Verwaltung, die politische Steuerung oder die gesamte gesellschaftliche Kommunikation abhängig sind.

Mit diesem Buch wird die erste interdisziplinäre Untersuchung zu der Frage vorgelegt, wie verletzlich die Bundesrepublik auf ihrem Weg in die "Informationsgesellschaft" werden wird. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, daß im Rahmen der prognostizierten Trendentwicklung die Verletzlichkeit deutlich ansteigen wird. Die Gesellschaft wird von nicht mehr beherrschbaren technischen Hochrisikosystemen abhängig sein, deren Versagen katastrophale Schäden verursachen. Ihr werden neue Gegner entstehen, die mit Hilfe von "Viren", "Trojanischen Pferden" und "logischen Bomben" die IuK-Technik mit deren eigenen Mitteln angreifen. Die Gesellschaft wird versuchen, sich gegen diese Angriffsformen des 21. Jahrhunderts zu schützen, ohne je eine ausreichende Sicherheit für ihre überkomplexen Systeme erreichen zu können. Je sicherer jedoch die "Informationsgesellschaft" wird, desto weniger wird sie dem Bild entsprechen, das sich heute viele von ihr machen: Ihre Verletzlichkeit fordert eine hohe gesellschaftliche Stabilität und erlaubt keine gesellschaftlichen Experimente. Die sichere "Informationsgesellschaft" ist rigide, geschlossen, unfrei und autoritär. Diese Entwicklung ist wahrscheinlich, aber nicht zwangsläufig. Eine bewußte Gestaltung der soziotechnischen Systeme kann viele Risiken vermeiden und die Verletzlichkeit der Gesellschaft verringern. Die Autoren unterbreiten technische und politische Vorschläge, wie dieses Ziel zu erreichen sei.

 

Inhaltsverzeichnis

I. EINLEITUNG
 
1. Verletzlichkeit der Gesellschaft
2. Methode und Gang der Untersuchung
 
II. EINE KÜNFTIGE "INFORMATIONSGESELLSCHAFT"
 
3. Randbedingungen
4. Die Entwicklung der IuK-Technik
5. Bereichsspezifische Anwendungen
6. Integration im Alltag
 
III. DIE VERLETZLICHKEIT DER "INFORMATIONSGESELLSCHAFT"
 
7. IuK-technikspezifische Schadenstypen und Katastrophen
8. Abhängigkeiten und Schadenspotentiale in der Informationsgesellschaft
9. Beherrschbarkeit komplexer Informations- und Kommunikationssysteme
10. Mißbrauchsmotive
11. Angriffsformen
12. Möglichkeiten der Sicherung
13. Grenzen der Sicherung: Das potentielle Sicherungsniveau
14. Die Verläßlichkeit künftiger Sicherungssysteme: Das reale Sicherungsniveau
15. Gesellschaftliche Kosten der Sicherung
16. Zehn Thesen zur Verletzlichkeit der "Informationsgesellschaft"
 
IV. TECHNIKGESTALTUNG
 
17. Gestaltungsaufgaben
18. Die Verletzlichkeit von Entwicklungsalternativen
19. Gestaltungsvorschläge
20. Politischer Handlungsbedarf
  

 

Printversion

Roßnagel, A. / Wedde, P. / Hammer, V. / Pordesch, U. (1990):
Die Verletzlichkeit der 'Informationsgesellschaft', Opladen 1989, 2. Auflage 1990.

Westdeutscher Verlag,
ISBN 3-531-12137-5

 

Download

3., elektronische Auflage 2009, 296 Seiten.

 

Rückblick

In einem kritischen Rückblick wurde untersucht, ob sich Szenarien so entwickelt haben, wie 1990 angenommen, ob die Thesen zur Entwicklung der Verletzlichkeit der Informationsgesellschaft bestätigt wurden und ob Gestaltungsvorschläge aus der Untersuchung umgesetzt wurden. [PDF]